Seltenes Geschehen:
soviel Geheimnisvolles
verborgen und zugleich gezeigt:
Stille umgeben von Ruhe.
Dem Raum, den Räumen, dem Haus
eine Hilfe: zu sich selbst zu finden,
sich in sich selbst zu kehren.
UND MIT IHNEN WIR!
Auch wir manchmal:
Klangkörper
und unterwegs,
oft ohne Wände und Dach.
Jedoch kaum je so schwebend,
so sicher geordnet,
nicht immer mit soviel Licht,
das sich an Rändern sammelt,
als weisse Linien, trennend, verbindend
was uns hält
von dem wir wissen
ohne es benennen zu können…
Für Walter Berger und Urs Hug
Was Gestalt annimmt, wird offenbar. Was offenbar ist, bekommt eine Bedeutung. Was eine Bedeutung bekommt, kann wieder ver-rückt und Ausgangspunkt für eine nächste Offenbarung werden. Damit spielt der Langenthaler Künstler Urs Hug. Ist nicht die Wirklichkeit ein permanent sich veränderndes Puzzle aus Atomen und Molekülen? Hug macht nichts anderes, wenn er Gegenstände aus dem Alltag nimmt und sie neu zusammensetzt: Indem er Gegenstände entdeckt und auswählt, demontiert und kombiniert, erweckt er sie zum Leben, stellt sie in einen Kontext, lässt sie wirken und interagieren. So lässt er Wirklichkeiten aufblitzen.
In seinem eigenen Künstlerhaus in Langenthal ist Urs Hug mit seinen Ideen, Malereien, Objekten und Plastiken permanent am Gestalten und Verändern.
Alles stimmt, – und mehr: verrückt werden Stilbegriff und Gewissheiten ins Spielfeld der Imagination.
Jedes Objekt verbirgt Geschichten. Urs Hug, Sammler seit Kindsbeinen, könnte mehr erzählen. Er trug die Alltagsdinge zusammen. Der Beginn sind Respekt und Liebe zum Handwerk, ist eine Brüderlichkeit mit den Dingen. Daraus wächst der Blick für das Geheimnis, und dazu kommt der schlitzohrige Sinn für Verwandlungsmöglichkeiten.
Der Sammler aus Leidenschaft ist unersättlich. In Langenthal füllte Urs Hug ein Haus, eine einstige Schreinerei von 1850, mit unzählbaren Gegenständen. Urs Hug bespielt es in Langenthal mit dichtester Partitur voller Kadenzen, Triller, Tempi- und Tonartwechseln. Und nennt es Kammerspiele.
«ver-rückt» ist die liebenswürdigste Schule der Wahrnehmung. Wer sich auf Hugs Augenlust+Augenlist einlässt, den katapultiert es weg von eingeschliffenen Mustern, weg vom eiligen Sehen ins Staunen. Die penible Diskussion «Kunst-Nichtkunst» wird überflüssig. Man entdeckt die Poesie im Alltäglichen, den Zauber von Licht und Schatten, die Vertracktheit im Gewohnten, die Beziehungswunder von Ding und Raum.
So lässt sich leben: in hellwach vergnüglicher Ernsthaftigkeit.